Besser leben im Alter – Wenn das Haus mitdenkt

Das Tübinger LebensPhasenHaus ist freitags von 13 bis 17 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.

Besser leben im Alter - Wenn das Haus mitdenkt

(Bildquelle: LebensPhasenHaus Tübingen – Maier)

Tübingen, 10. November 2015. Die Menschen werden immer älter. Und sie wollen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden führen. In Tübingen arbeiten Wissenschaftler, Firmen und Handwerksbetriebe aus der Region Neckar-Alb daran, dies möglich zu machen. Ihr LebensPhasenHaus ist das erste seiner Art in Deutschland.

„Der demographische Wandel stellt uns vor eine große gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, ist der Tübinger Sozialwissenschaftler Professor Daniel Buhr überzeugt. „Im Grunde geht es darum, wie wir ein qualitativ besseres Leben auch im Alter ermöglichen, und das zu vernünftigen wirtschaftlichen Bedingungen.“

In Skandinavien und den Niederlanden hat man mit Forschung und Entwicklung für die alternde Gesellschaft schon vor vielen Jahren begonnen. Professor Udo Weimar, federführender Wissenschaftler im LebensPhasenHaus: „Wir wollen möglichst schnell zu diesen Ländern aufschließen und praktikable Lösungen finden, die bezahlbar sind und den Menschen wirklich helfen.“

Ein wesentlicher Punkt dabei sei die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, erklärt Friederike Munzinger von der Standortagentur Reutlingen – Tübingen – Zollernalb: „Je enger der Schulterschluss zwischen Wissenschaft und Praxis, desto schneller kommt man zu Ergebnissen, die sich im Alltag bewähren. Deshalb sind wir sehr froh, dass uns viele leistungsfähige Handwerks- und Industriebetriebe aus der Region Neckar-Alb bei diesem Projekt unterstützen.“

Die Besonderheiten des Hauses beginnen bei barrierefreien Zugängen zum Haus und in den Außenbereich. Selbst das Hochbeet im Garten ist so angelegt, dass Rollstuhlfahrer es bepflanzen und pflegen können. Schließlich regt Arbeit bei frischer Luft und Tageslicht an und wirkt dem körperlichen und geistigen Abbau entgegen.

Statt eines Schlüssels kommt ein Sensor zum Einsatz. Die Haustüre öffnet sich wie von Zauberhand, sobald eine befugte Person diesen Sensor mit der Fingerspitze berührt. Und die Arbeitsflächen in der Küche lassen sich per Tastendruck auf die gewünschte Höhe einstellen.

Damit auch Menschen mit Einschränkungen problemlos mit der Außenwelt Kontakt aufnehmen können, ist das LebensPhasenHaus mit modernsten, einfach bedienbaren Kommunikationsmitteln ausgestattet. Udo Weimar: „Möglicherweise können sich die Bewohner eines solchen Hauses künftig manchen Arztbesuch sparen, weil bei weniger ernsten Erkrankungen eventuell eine Videoverbindung zum Hausarzt genügt.“

Für Sicherheit sorgen unter anderem ein Gefahrenwarnsystem, Gegensprechanlage mit Außenkamera und die „intelligente Anwesenheitssimulation“. Sie öffnet und schließt die Rollläden und ändert die Beleuchtung zu unterschiedlichen Zeiten. Ein Lichtleitsystem an Türen und im Boden weist nachts den Weg und mindert die Sturzgefahr. Sensoren überprüfen die Luftqualität in den Räumlichkeiten ständig und richten die Lüftung daran aus. Und auch Heizung und Beschattung sind miteinander verknüpft.

Nicht zu vergessen das Lichtdesign, wie Professor Gerhard Eschweiler, Leiter des Geriatrischen Zentrums am Universitätsklinikum Tübingen, erklärt: „Das Lichtspektrum wirkt sich auf die Stimmung der Bewohner aus, auf ihre Konzentrationsfähigkeit, die Gedächtnisleistung und den Tag-Nacht-Rhythmus.“ Es sei durchaus denkbar, dass man mit der richtigen Beleuchtung den Bedarf an Schlafmitteln reduzieren könne. „Solche Dinge erforschen wir unter anderem im LebensPhasenHaus.“

Damit die Forschungen nah an den Menschen sind, ist auch der Kreisseniorenrat Tübingen aktiv beteiligt. Vorsitzender Hansjürgen Stiller: „Wir wollen bei älteren Menschen Verständnis dafür wecken, dass Technik ihnen helfen kann. Und natürlich geht es uns auch darum, unsere Sichtweise einzubringen. Deshalb arbeiten wir hier gerne mit.“

Seit Anfang November ist das LebensPhasenHaus jeden Freitagnachmittag von 13 bis 17 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich. Zu diesen Zeiten stehen Senioren-Technikbotschafter des Kreisseniorenrats als Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung.

Hinweis für die Redaktion: Mehr Informationen und druckfähiges Bildmaterial erhalten Sie gerne auf Anfrage bei Herbert Grab, Tel.: 07127 57 07 10, Mail: herbert.grab@digitmedia-online.de

Adresse: Rosenau 9, 72076 Tübingen
Internet: www.lebensphasenhaus.de
Anmeldung für Besuchergruppen:
Team LebensPhasenHaus der Universität Tübingen
Tel.: 07071 – 29-72058 oder 07071 – 29-77636
Mail: info@lebensphasenhaus.de

Die Partner
Das Projekt LebenPhasenHaus wird gefördert vom Sozialministerium des Landes Baden-Württemberg.
Kernpartner sind die Universität und das Universitätsklinikum Tübingen, die IHK Reutlingen, SchwörerHaus, die Stadtwerke Tübingen, Ridi Leuchten, Somfy und der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg.
Unterstützer sind Geberit, Gretsch-Unitas, Herrmann + Co., Interstuhl, Kemmlit Bauelemente, Leoba und Tielsa.

Die Ausstattung
Unzählige technische Helfer verrichten im LebensPhasenHaus ihren Dienst. Hier einige davon.

– Mobilität: Lift-Transportsystem und rollstuhlgerechte Ausstattung im Bad, Pflegebett mit Aufstehhilfe, Treppenlift.

– Komfort: Funksteuerung für elektrisch betriebene Geräte und Einrichtungen, Arbeitsflächen in der Küche höhenverstellbar, WC-Dusche mit Föhn für die Körperreinigung, automatische Lüftung, Heizung und Beschattung.

– Kommunikation: Glasfaserleitung für schnelle Verbindung zur Außenwelt.

– Sicherheit: Außenkamera, Gefahrenwarnsystem, Anwesenheitssimulation, Lichtleitsystem, rutschhemmende Fließen im Bad.

Ein qualitativ besseres Leben auch im Alter – und das zu vernünftigen wirtschaftlichen Bedingungen. Dies ist das Ziel des Forschungsprojekts „LebensPhasenHaus“, an dem Tübinger Wissenschaftler und Firmen aus der Region Neckar-Alb arbeiten. Das Projekt ist bislang einmalig in Deutschland. Die zahlreichen technischen Einrichtungen kommen fast ausschließlich von Unternehmen der Region. Sie werden hier unter Realbedingungen getestet und verbessert. Sicherheitsaspekte spielen dabei ebenso eine Rolle, wie Komfort, Mobilität im Alter und modernste Kommunikationseinrichtungen.

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