Bürgerversicherung geht zulasten von Patienten und Ärzten

Auf Einladung der Ärztlichen Verrechnungsstelle Büdingen diskutierten Experten über die Zukunft der privaten Krankenversicherung. Trotz der Zufriedenheit mit dem dualen Versicherungssystem forderten Referenten die PKV auf, Optimierungspotenziale zu nutzen.

Bürgerversicherung geht zulasten von Patienten und Ärzten

v.l.n.r. U. Hahn, Prof. G. Banat, M. Giers, Dr. F. Schulze Ehring, S. Tilgner

Laut einer aktuellen Erhebung der Ärztlichen Verrechnungsstelle Büdingen erwarten 74 Prozent der rund 300 befragten Human- und Zahnmediziner, dass eine Bürgerversicherung bei ihnen zu erheblichen finanziellen Einbußen führen würde. Ein Drittel befürchtet gar, die eigene Praxis aufgeben zu müssen, falls die Privatversicherung wegfallen sollte. Bei einer derartigen Brisanz war es nur konsequent, dass kürzlich rund 100 Ärzte und Zahnärzte der Einladung der Ärztlichen Verrechnungsstelle Büdingen folgten, um sich über die Zukunft der privaten Krankenversicherung (PKV) zu informieren.

In seinem Eröffnungsvortrag machte der 1. Vorsitzende der Ärztlichen Verrechnungsstelle Büdingen, Dr. Gerd Albert, klar, dass Deutschland mit dem dualen Versicherungssystem aus PKV und GKV bestens aufgestellt sei. Die freie Arzt- und Krankenhauswahl, ein flächendeckendes Versorgungsnetz mit spürbarem Fortschritt und Zugang zu qualitativ hochwertiger Medizin seien Belege dafür.

Nachteile überwiegen

In der Podiumsdiskussion, an der neben Jörg-Uwe Hahn, stellvertretender hessischer Ministerpräsident und Minister für Justiz, Integration und Europa, auch Dr. Frank Schulze Ehring vom Verband der privaten Krankenversicherungen, Prof. Dr. G-André Banat, Chefarzt für Innere Medizin am Hochwaldkrankenhaus Bad Nauheim sowie Stefan Tilgner, Verband der privatärztli-chen Verrechnungsstellen teilnahmen, herrschte schnell Konsens, dass die Bürgerversicherung sowohl den Patienten als auch der Ärzteschaft mehr Nach- als Vorteile bieten würde.

Beispielsweise besteht laut Tilgner die Gefahr, dass die gesetzlichen Versicherungen ohne die PKV-Konkurrenz ihren Leistungskatalog auf eine minimale Grundversorgung reduzieren könnten. Die Experten erwarten daher unisono, dass die Bürgerversicherung die Patientenversorgung gefährden und zu einer Zwei-Klassenmedizin führen würde, die zur Folge hätte, dass Patienten medizinische Zusatzleistungen noch häufiger als bisher aus eigener Tasche bezahlen müssten. Doch auch Kliniken wie niedergelassene Ärzte müssten mit erheblichen finanziellen Einbußen rechnen, wenn die Bürgerversicherung käme. Laut Schulze Ehring lägen diese Einbußen für die Ärzteschaft bei mehreren Milliarden Euro. Zudem würden rund 100.000 Beschäftigte ihren Ar-beitsplatz verlieren, viele davon in Arzt- bzw. Zahnarztpraxen. Außerdem sei die Bürgerversicherung kein Mittel gegen Gebührenanstieg in der GKV, während die maßgeblichen Träger des aktuellen Gesundheitssystems „die Privaten“ seien.

Finanzsituation verbessern

Obwohl das aktuelle duale Versicherungssystem von den Diskutanten grundsätzlich befürwortet wurde, kam auch zur Sprache, dass die privaten Versicherer ihre Finanzen nicht im Griff hätten und dass starke Beitragserhöhungen für die Versicherten sowie unvollständig erstattete Arztrechnungen die Diskussion um die Bürgerversicherung befeuert. Nach Ansicht des FDP-Spitzenpolitikers Jörg-Uwe Hahn müssten die privaten Krankenversicherungen daher intern ei-niges ändern, um ihre Finanzsituation zu verbessern.

Dr. Schulze Ehring vom PKV-Verband erklärte indes, dass die PKV schon wegen der 170 Milli-arden Euro Altersrückstellungen auch künftig eine hohe Qualität in der medizinischen Versor-gung und finanzielle Solidität garantieren könnte. Er machte zudem deutlich, dass diese enormen Altersrückstellungen den privaten Krankenversicherungen gehören, somit keine Manövriermasse für Politiker seien, die diese Beträge gern der Bürgerversicherung zuweisen würden.

Ein positives Schlussfazit zog Armin Stecher. „Die zahlreichen Gäste und die lebendige Diskus-sion über die Vor- und Nachteile der Bürgerversicherung sowie die Kontroverse um die Frage, wem die Altersrückstellungen gehören, haben gezeigt, dass das Veranstaltungsthema hoch aktu-ell ist und etliche Detailinformationen bei Ärzten und Zahnärzten wenig bekannt waren“, resü-miert der Geschäftsführer der Ärztlichen Verrechnungsstelle Büdingen und Veranstalter des In-formationsabends.

Die Ärztliche VerrechnungsStelle Büdingen e.V., vor 85 Jahren von Ärzten für Ärzte gegründet, unterstützt heute mit über 500 Mitarbeitern bundesweit mehr als 8.500 Ärzte und Zahnärzte. Die Ärztliche Unternehmensgruppe, zu der die operativ tätigen Tochter-unternehmen pvsbüdingen, büdingendent, alpha Steuerberatung, adfontis Steuerberatung, novamedic, advomedic und büdingenakademie gehören, zählt zu den größten und traditi-onsreichsten Dienstleistern für Heilberufe in Deutschland. Das Leistungsportfolio der Ärztlichen VerrechnungsStelle Büdingen umfasst alle relevanten Bereiche für die qualifi-zierte Beratung von Zahnärzten, Ärzten und Laboren in betriebswirtschaftlichen und steuerlichen Belangen.

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