Öko auf ganzer Schiene

„Grüner Bahnhof“ Lutherstadt Wittenberg

Öko auf ganzer Schiene

Der „Grüne Bahnhof“ ist grundsätzlich auf eine ressourcenschonende Energieerzeugung ausgerichtet. (Bildquelle: OPTERRA/Sven-Erik Tornow)

Bahnfahren ist umweltfreundlich. Das belegen zahlreiche Studien und Vergleiche zwischen unterschiedlichen motorisierten Fortbewegungsarten. Im direkten Vergleich zwischen Flugzeug, Bus, Auto oder Bahn schneidet letztere bei der CO2-Emmission am besten ab. Aber nur, wenn der Reisende auch die Ökostrom-Variante mit bucht. Etwas anders sieht es eine Untersuchung aus den USA, die neben den reinen Umweltbelastungen der einzelnen Fahrt auch den energetischen Aufwand für die Herstellung der Züge, Bahnstrecken und Bahnhöfe berücksichtigt. Offensichtlich hat sich die Deutsche Bahn AG auch mit dieser Betrachtungsweise auseinandergesetzt. Denn seit dem Frühsommer 2014 gibt es den ersten CO2-neutralen Bahnhof im nordrhein-westfälischen Kerpen-Horrem. Passend zum Reformationsjubiläum 2017 wurde im Dezember 2016 dann der klimafreundlichste Bahnhof Deutschlands in der Lutherstadt Wittenberg eröffnet.

CO2-neutraler Bahnhof
Dahinter steckt das Baukonzept „Grüner Bahnhof“. Es sieht zum einen vor, Bahnhöfe klimaneutral zu betreiben, zum anderen steht der Komfort für die Reisenden und Besucher des Bahnhofs im Fokus. So ist der „Grüne Bahnhof“ grundsätzlich auf eine ressourcenschonende Energieerzeugung ausgerichtet. Hierfür werden unterschiedliche Bauteile zusätzlich genutzt. Das begrünte Flachdach wirkt der Flächenentsiegelung entgegen, verbessert das Mikroklima und verzögert den Ablauf des Regenwassers. Gleichzeitig wird das überschüssige Regenwasser gesammelt und anschließend im Gebäude für die Wasserversorgung der Toiletten wiederverwendet. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach versorgt das Gebäude CO2-frei mit Strom. Mit Hilfe von Erdwärme übernimmt eine Geothermie-Anlage die Beheizung und Kühlung des „Grünen Bahnhofs“. Effiziente LED-Leuchten und ein hoher Tageslichtanteil sorgen für lichtdurchflutete Räume. Ein zentraler, offener Wartebereich mit WLAN-Hotspot in der Empfangshalle ermöglicht den Reisenden einen angenehmen Aufenthalt. Dafür sorgen auch bequeme Sitzmöbel mit Lademöglichkeiten für Elektrogeräte wie zum Beispiel Mobiltelefone.

Modular denken, digital planen, regional anpassen
Das DB-eigene Architekturbüro I.SBO der DB Station&Service AG unter der Leitung von Heiner Hühnerbein hat das Baukonzept des „Grünen Bahnhofs“ entwickelt. Mit dem Konzept kann man flexibel auf die Anforderungen von mittelgroßen bis großen Empfangsgebäuden eingehen. Ähnlich der modularen Konzepte industrieller Vorfertigung basiert die Grundstruktur des „Grünen Bahnhofs“ auf einem Raster von 5 x 5 Metern, das je nach regionalem Bedarf erweitert werden kann. Die Farbgebung und die Materialauswahl der Fassade wurden in Lutherstadt Wittenberg und Kerpen-Horrem für den jeweiligen Standort modifiziert. Materialien und Baustoffe stammen überwiegend aus der Region – im Sinne kurzer, energiesparender Wege und Stärkung des Handwerks vor Ort.

Zudem planten die Verantwortlichen das neue Empfangsgebäude in Lutherstadt Wittenberg mit „Building Information Modelling“ (BIM). Dabei entsteht ein dreidimensionales Modell des zukünftigen Gebäudes mit allen relevanten Daten und Informationen. BIM findet über die Planungsphase hinaus auch während des Bauablaufes bis hin zum Betrieb des Bahnhofes Anwendung.

Klassische Bauweise
Konstruktiv handelt es sich beim neuen Bahnhof Lutherstadt Wittenberg um eine Stahlbeton- und Stahlkonstruktion. Auf einer Bruttogrundfläche von 658 m2 bietet der neue Hallen- und Wartebereich 24 Sitzplätze mit Stromanschluss. Die Fassaden des neuen Bahnhofgebäudes bestehen zu 57 Prozent aus verglasten Flächen, die übrigen 43 Prozent aus Klinkermauerwerk. Auf dem Flachdach wurden insgesamt 230 m2 extensiv begrünt, auf weiteren 120 m2 installierte man eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 20.500 kWh pro Jahr. Mittels Geothermie lässt sich das Bahnhofsgebäude wahlweise wärmen oder kühlen. Die kalkulierte Leistung liegt für das Heizen bei 35 kW und für die Kühlung bei 18 kW. Über die Photovoltaikanlage und die Geothermieanlage wird der errechnete Jahresendenergiebedarf des „Grünen Bahnhofs“ abgedeckt. Darin enthalten sind die Energie für Heizen, Kühlen, Lüften, Warmwasserbereitung und Beleuchtung. Berücksichtigt wurde der reine Betrieb der Bahnhofsfunktionen ohne den Energiebedarf der Mieter.

Gut gegründet
Für die Gründung und den Stahlbetonanteil der Tragkonstruktion lieferte die Fenger-Beton und Kies GmbH & Co. KG aus dem Werk Pratau nahe der Lutherstadt Wittenberg rund 600 m3 Transportbeton. Zur Herstellung des Betons kam ein CEM II/B-S 42,5 N der OPTERRA Zement GmbH, Werk Karsdorf, zum Einsatz. Für diesen Zement liegen entsprechende Umweltproduktdeklarationen (EPD) zur Herstellung von Betonen der Festigkeitsklassen C25/30 und C30/37 vor. Die Lieferung des Transportbetons erfolgte in enger Abstimmung mit dem Generalunternehmer gemäß Bauablauf. Zur Sicherstellung der Qualität erfolgten regelmäßige werkseitige Kontrollen.

Investition in die Zukunft
Für den Neubau des Bahnhofsgebäudes, die Modernisierung der Bahnhofsanlagen sowie die Neugestaltung des Umfelds haben die DB, das Land Sachsen-Anhalt und die Stadt knapp 15 Millionen Euro investiert. Der Bahnhofsneubau war auch Teil des Engagements der DB zum Reformationsjubiläum 2017. Allein zum Festgottesdienst des Kirchentages am 28. Mai auf den Elbwiesen wurden mehr als 120 zusätzliche Züge eingesetzt, um Gäste nach Wittenberg zu bringen.

Überzeugendes Konzept
Entsprechend freudig zeigten sich denn auch die führenden Spitzen des Landes und der Stadt anlässlich der Einweihung des neuen Bahnhofes am 9. Dezember 2016. So erklärte der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff: „Sachsen-Anhalt ist stolz, einen der ersten CO2-freien Bahnhöfe zu haben. Der Grüne Bahnhof steht unserem Land, das führend bei der Umsetzung der Energiewende ist, gut zu Gesicht. Unseren Gästen präsentieren wir uns damit ganz im Sinne der Reformation: zeitgemäß und innovativ.“ Auch Oberbürgermeister Torsten Zugehör äußerste sich überzeugt: „Rechtzeitig vor Beginn der Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum bekommt Lutherstadt Wittenberg einen hochmodernen und sehr repräsentativen Bahnhof. 3.650 tägliche Pendler und die Besucher unserer Stadt nutzen künftig die moderne und besonders umweltfreundliche Station mit optimaler Verknüpfung aller Verkehrsträger.“

Klare Ziele
Das Baukonzept „Grüner Bahnhof“ ist ein Baustein zur Erreichung der Klima- und Lärmschutz-Ziele, die sich die DB bis zum Jahr 2020 gesetzt hat. So sollen 30 Prozent spezifischer CO-Emissionen gegenüber 2006 reduziert, 45 Prozent Erneuerbare Energien im DB-Bahnstrommix eingespeist und der Schienenverkehrslärm gegenüber 2000 halbiert werden.

OPTERRA ist ein Tochterunternehmen des weltweit agierenden CRH-Konzerns. Mit einer jährlichen Produktionskapazität von 3,5 Millionen Tonnen Zement gehört OPTERRA zu den führenden Zementherstellern Deutschlands. In den Werken Karsdorf bei Leipzig, Wössingen bei Karlsruhe, Sötenich bei Köln und Neufahrn in Niederbayern sind 380 Mitarbeiter tätig. Sie sichern eine starke Position im Süden, Osten und Westen des Landes. Moderne Technik und fachliche Kompetenz setzen Maßstäbe bei der Qualität der mehr als 40 angebotenen Zementsorten. Daneben bietet OPTERRA umfangreiche Services rund um die Themen Anwendungsberatung, Vertrieb, Qualität und Logistik.

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