Risikoabschätzung bei kleinem Aneurysma im Raum Köln

Neurochirurgie für den Raum Köln: Neue Studienergebnisse zu Mini Aneurysma im Hirn

Risikoabschätzung bei kleinem Aneurysma im Raum Köln

Jedes Aneurysma wird individuell betrachtet. (Bildquelle: © CrazyCloud / Fotolia)

REGION KÖLN. Operation ja oder nein? Diese Frage stellt sich immer dann, wenn ein nicht ruptiertes intrakranielles Aneurysma im Gehirn gefunden wird. Für Chefarzt Prof. Dr. med. Veit Braun und sein Team von der Neurochirurgie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen (im Einzugsbereich Köln) ist das eine mitunter nicht einfache Risikoabschätzung. Ob das Aneurysma chirurgisch ausgeschaltet werden sollte oder ob die Gefahren einer operativen Therapie überwiegen, gilt es dann zu bewerten. Diese Bewertung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Unter anderem wird dazu das jährliche Ruptur-Risiko herangezogen. Eine modellbasierte Effektivitätsanalyse, die an der Yale School of Medicine in New Haven durchgeführt wurde[1], kommt zu folgenden Schlüssen:

– Ruptierte Aneurysmen haben sich möglicherweise erst wenige Stunden vor der Ruptur gebildet.
– Zufällig gefundene, kleine Aneurysmen dagegen seien überproportional häufig stabil.

Nutzen-Schaden-Bilanz bei kleinem Aneurysma – Informationen aus der Neurochirurgie im Kölner Raum

Die modellbasierte vergleichende Effektivitätsanalyse versuchte die Frage zu beantworten, wie die Nutzen-Schaden Bilanz verschiedener Vorgehensweisen bei intrakraniellen Mini-Aneurysmen ausfällt. Dazu wurden relevante Daten aus der medizinischen Literatur in eine Berechnung einbezogen und auf eine simulierte Kohorte von 10.000 Patienten in einem durchschnittlichen Alter von 50 Jahren übertragen. Die Studie zeigte dabei den höchsten Nutzen für Patienten, die nicht therapiert wurden und nicht an einer vorsorglichen Nachkontrolle teilnahmen. Sie konnten im Schnitt mit dem kleinen Aneurysma mit gesunden 19 Lebensjahren (Quality Adjusted Life-Years, QALY) rechnen. Den zweitgrößten Nutzen für die Patienten zeigte eine Behandlungsstrategie mit Kontrolluntersuchungen im Abstand von fünf Jahren. Sie erreichten 18 QALY. Wurde das kleine Aneurysma im Gehirn dagegen mit einem Coiling chirurgisch versorgt, hatten die Patienten im Schnitt 17,5 QALY zu erwarten. Vereinfacht ausgedrückt kann eine neurochirurgische Intervention bei einem kleinen Aneurysma den Patienten etwa zwei gesunde Lebensjahre kosten.

Neurochirurgie für den Raum Köln: Jährliches Rupturrisiko mit einbeziehen

Laut Modellberechnungen der Yale School of Medicine gelten die geschilderten Zusammenhänge jedoch nur für den Fall, dass das jährliche Rupturrisko 1,7 Prozent nicht überschreitet. Liegt dieser Wert über 1,7 Prozent, ist ein Coiling zur Ausschaltung des Aneurysmas die empfohlene Therapie. „Die Erfahrung zeigt, dass kleinere, nicht ruptierte Aneurysmen kaum wachsen und selten reißen“, bewertet Prof. Dr. med. Braun. Dennoch sei eine Einzelfallbewertung bei einem diagnostizierten kleinen Aneurysma wichtig, stellt der Neurochirurg heraus, der Patienten auch für eine Zweitmeinung zur Verfügung steht.

[1] JAMA Neurol. 2018;75(1):27-34. doi:10.1001/jamaneurol.2017.3232

Professor Dr. med. Veit Braun ist Chefarzt an der Neurochirurgie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Kopfoperationen wie bei Hirntumor, Aneurysma, Angiom oder Jannetta werden in hochmodernen Operationssälen mit 3D-Bildwandler, Neuronavigation, Fluoreszenz und Neuromonitoring durchgeführt. Das gesamte Spektrum der modernen Neurochirurgie wird geboten. Das ärztliche Team der neurochirurgischen Abteilung innerhalb des Klinikums besteht aus 13 Mitarbeitern, von denen 6 Fachärzte für Neurochirurgie sind.

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