Was passiert in den Köpfen von Menschen, die zu wenig haben?

Sendhil Mullainathan und Eldar Shafir begründen in ihrem Buch „Knappheit“ eine neue Disziplin an der Schnittstelle von Ökonomie und Psychologie: die Wissenschaft von Knappheit. Heute erscheint die Originalausgabe in den USA, der Campus Verlag veröffentlicht die deutsche Ausgabe am 10. September 2013

Was passiert in den Köpfen von Menschen, die zu wenig haben?

Mullainathan/Shafir: Knappheit

Frankfurt, 03. September 2013. Ob Armut, Einsamkeit, private oder berufliche Überlastung – all diese scheinbar unverbundenen Phänomene beruhen auf dem gleichen Prinzip: Knappheit. Knappheit an Geld, an sozialen Kontakten, an Zeit. Wenn Menschen zu wenig haben, egal von welcher Ressource, dann verhalten sie sich ähnlich. Es gibt kulturell übergreifende Muster, wie Menschen unter den Bedingungen von Knappheit denken und handeln. Das ist die These von Sendhil Mullainathan und Eldar Shafir, zwei jungen US-amerikanischen Professoren, die mit ihrem Buch eine neue Disziplin an der Schnittstelle von Psychologie und Ökonomie etablieren: die Wissenschaft der Knappheit.

An vielen verblüffenden Beispielen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Alltagsleben erklären die Autoren die Logik und die Folgen von Knappheit. Knappheit führt psychologisch etwa dazu, dass man buchstäblich den Kopf nicht frei hat. Fokussiert und mit Tunnelblick ist man komplett vereinnahmt von dem, was fehlt. Damit lässt sich beispielsweise erklären, dass Menschen unter extremem Zeitdruck plötzlich hocheffizient arbeiten und die Deadline doch noch einhalten. Langfristig schlägt das fixierte Denken jedoch ins Gegenteil um und sie werden unproduktiv. Wie die Autoren sehr eindrücklich zeigen verliert das Denken unter den Bedingungen von Knappheit an Bandbreite und Flexibilität, die Gedächtnisleistung lässt nach, kognitive Fähigkeiten nehmen ab, und die Selbstkontrolle schwindet.

So ist auch zu verstehen warum es vielen Menschen in Armut oder Arbeitslosigkeit so schwer fällt, ihre Situation aus eigener Kraft zu verändern: Knappheit reduziert ihre Denk- und Handlungsmöglichkeiten. Oder: Armut erzeugt Armut. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen ist es notwendig, so die Autoren, Programme zur Armutsbekämpfung oder zur Förderung sozial Schwacher an die Psychologie der Knappheit anzupassen. Die Wissenschaft der Knappheit bietet also nicht nur Erklärungen für bestimmte Verhaltensweisen an, sondern auch Lösungsmöglichkeiten für soziale Probleme. Ein spannendes Buch mit gesellschaftspolitischer Relevanz für alle, die ihr eigenes Handeln und das anderer Menschen besser verstehen wollen.

Heute erscheint die Originalausgabe „Scarcity: Why having too little means so much“ in den USA. Der Campus Verlag veröffentlicht die deutsche Ausgabe „Knappheit. Was es mit uns macht, wenn wir zu wenig haben“ am 10. September 2013 zum Preis von 24,99 Euro (303 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag).

Die Autoren:
Sendhil Mullainathan ist Professor für Ökonomie an der Harvard University und wurde mit einem Genius Grant der MacArthur Foundation ausgezeichnet. Verhaltensökonomie ist eines seiner Spezialgebiete. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die psychologische Beeinflussung von menschlichen Verhaltensweisen, um die Armut in Entwicklungsländern zu reduzieren. Eldar Shafir ist Professor für Psychologie an der Princeton University. Er beschäftigt sich vor allem mit der Psychologie von Entscheidungsprozessen und ebenfalls mit Verhaltensökonomie.

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