Der Zweier in der ÖVP befürwortet die akademische Ausbildung von KindergartenpädagogInnen

Frau BM Karmasin, ebenfalls ÖVP, will die Akademisierung nicht

(NL/2716898993) Staatssekretär Mahrer spricht sich in einem Interview im Standard dafür aus, dass KindergartenpädagogInnen eine akademische Ausbildung absolvieren sollten.

Beeindruckend für mich, die ich mich schon seit vielen Jahren für die Akademisierung des Berufsstandes einsetze, ist seine Argumentation: Eine Akademisierung würde zeigen, dass wir das besonders wertschätzen und den Menschen vor Ort, die in der besonders wichtigen Phase mit unseren Kindern arbeiten, ein anderes und noch wertvolleres Rüstzeug an die Hand geben. Das betrifft gar nicht so sehr die Entlohnung.

Mit dieser Aussage beweist Mahrer, dass er sich im Berufsfeld umgehört hat und dabei offensichtlich festgestellt hat, dass ein Großteil, der in der Praxis stehenden KollegInnen und der Kindergartenträger, die Akademisierung der Ausbildung befürwortet. Die letzten Zahlen der Statistik Austria, die besagen, dass 41% aller Absolventinnen der BAKIP ein Studium ergreifen, lassen sich auch nicht weg reden. Diese nach Auffassung vieler Gegnerinnen der Akademisierung perfekt ausgebildeten KindergartenpädagogInnen verlassen nach dem Studium in den allermeisten Fällen das Berufsfeld für immer, weil sie mangels der Möglichkeit eines aufbauenden Studiums Elementarpädagogik in andere verwandte Berufsausbildungen wie Lehrerin, Psychologin, Sozialarbeiterin usw.) ausweichen.

Frau BM Karmasin, ebenfalls ÖVP, will die Akademisierung nicht

und lässt aus Kopenhagen ausrichten, dass sie nichts davon hält, sofort alle Kindergärtner verpflichtend auf eine akademische Ausbildung umzustellen. Das sei auch nicht realistisch, meint sie. Sie gehört zu jener Gruppe, die entgegen aller internationalen Expertisen davon ausgeht, dass die BAKIP eine „sehr kompetente und gute Ausbildung“ bietet. Sie sei in die Materie sehr gut eingearbeitet, während Mahrer ein „neuer Mann“ in der Regierung sei – sie werde sich aber gerne mit ihm austauschen, bot die Familienministerin an.

Frau BM Karmasin wäre aus meiner Sicht gut beraten, ihren Aufenthalt in Dänemark dafür zu nutzen, sich die Ausbildung von Kindergartenpädagoginnen und die personelle Situation im Kindergarten in Dänemark genau anzuschauen. Dort werden die PädagogInnen seit 1992 akademisch ausgebildet. Für eine Gruppe von 20 Kindern stehen entsprechend der Auslastung der Gruppe 2- 3 Betreuungspersonen zur Verfügung. Davon eine akademisch ausgebildete Pädagogin und 1-2 Helferinnen mit unterschiedlichen Ausbildungen.

Auch wir von der Plattform EduCare gehen nicht davon aus, dass ab sofort alle Personen, die im Kindergarten arbeiten, akademisch ausgebildet sein sollten. Das gibt es auch sonst nirgends in Europa. Dennoch erwarten wir, dass Frau BM Karmasin endlich erkennt, dass sie mit ihrer Argumentation die Gruppe der ElementarpädagogInnen weiterhin in der Tanten-Ecke stehen lassen will. Dass sie nicht bereit ist, die internationalen Studienergebnisse ernst zu nehmen und sich stattdessen auf die Seite des Gemeindebund Präsidenten Mödlhammer der naturgemäß an die knappen Kassen der Bürgermeister denkt schlägt. Schade!

Österreich ist Schlusslicht Private Initiativen arbeiten dagegen

Österreich steht in der OECD fast allein da, was die nicht akademische Ausbildung der Kindergartenpädagoginnen betrifft: Laut der aktuellen OECD Studie Bildung auf einen Blick ist die Slowakei das einzige OECD-Land neben Österreich, in dem Kindergärtnerinnen nicht akademisch ausgebildet werden.

Im Zuge der neuen PädagogInnen- Ausbildung, die vom Wissenschaftsministerium (ÖVP) und vom Bildungsministerium (SPÖ) in Angriff genommen wurde, waren die KindergartenpädagogInnen bis zuletzt fix mitgeplant. Die von elementarpädagogischen ExpertInnen ausgearbeiteten Curricula für ein 8 semestriges Bachelor-Studium liegen seither in der Lade.

Seit diesem Semester gibt es dennoch 3 akademische Studiengänge für ElementarpädagogInnen. 2 davon in Wien und einen in Salzburg. Weitere werden folgen, denn Fachhochschulen und Weiterbildungseinrichtungen brauchen dafür keinen Sanctus von der Bundesregierung. Sie finden Kooperationsmöglichkeiten mit in- und ausländischen Universitäten und sie stoßen auf breites Interesse sowohl bei BAKIP-AbsolventInnen als auch bei QuereinsteigerInnen.

Das ist auch eine Möglichkeit dem Stillstand entgegen zu treten.

Die Plattform EduCare versteht sich als Arbeitsgemeinschaft von Pädagoginnen und Pädagogen, Trägerorganisationen, Interessensgemeinschaften sowie von Eltern und engagierten Einzelpersonen aus dem elementaren und außerschulischen Bildungsbereich.
Hinter der Plattform EduCare steht keine staatliche, kirchliche, politische oder private Organisation. Sie wird getragen vom gemeinnützigen Verein zur Förderung der Elementarpädagogik. Die Koordination des Netzwerkes der Plattform EduCare wird vom Steuerteam wahrgenommen.

Kontakt

Mag. Dr. Heidemarie Lex-Nalis
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