Umweltschützer fordern Sanktionen vom Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO)

RSPO-Mitglied zerstört Umwelt auf Borneo mit Nachhaltigkeitssiegel

Eine Gruppe von Natur- und Umweltschutzorganisationen hat Beschwerde beim Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) eingelegt. Der Vorwurf: Ein RSPO-Mitglied zerstöre wertvolle Unterwasserlebensräume auf Borneo, obwohl es sich als Mitglied des Rundes Tisches für nachhaltiges Palmöl zu Umweltstandards und Nachhaltigkeitskriterien verpflichtet habe.

Die Umweltorganisationen, darunter SAVE Wildlife Conservation Fund,
Friends of Borneo, Jakarta Animal Aid Network und einige Forscher werfen dem Pflanzenölproduzenten Mekar Bumi Analas (MBA) vor, einen äußerst bedeutsamen biologischen Lebensraum auf Borneo zu zerstören.

Die Umweltorganisationen erklären in ihrer Beschwerde, dass das Vorgehen von PT Mekar Bumi Analas (MBA) viele der Prinzipien und Kriterien des RSPO offen verletze. MBA und andere RSPO Mitglieder haben eine Pflanzenrohöl-Lagerstation auf Borneo gebaut und planen weiterhin den Bau einer Raffinerie in Balikpapan Bay. Balikpapan ist eine Stadt im Osten der Insel Borneo in der Provinz Kalimantan Timur.

Stan Lhota ist einer der Unterzeichner der Beschwerde. Der Wissenschaftler erforscht die Region seit 2005 und betont, dass Balikpapan Bay eine der fünf größten Populationen von Nasenaffen (Nasalis Larvatus) beheimatet. Die insgesamt rund 1.400 Tiere machen etwa 5% der Welt-Population dieser Art aus. Nasenaffen bewohnen Mangrovenwälder, sie sind aber auf Nahrung aus Trockenwäldern angewiesen. Ihr Überleben ist also abhängig von Wanderkorridoren. Diese Korridore sind aber aktuell massiv von den Aktivitäten des Palmölerzeugers PT MBA bedroht. Der Wissenschaftler Stan Lhota erklärt, dass sowohl der Bau von Pflanzenöl-Raffinerien, als auch von Lagerstationen diesen Landstrich nachhaltig zerstören werden.

Darüber hinaus gibt es einzigartige Korallenriffe und Seegraswiesen in der Nähe der Bucht von Sungai Berenga. Auch dort sind die Konsequenzen der Palmölverarbeitung spürbar. Es kam bereits zu Ablagerungen auf dem Erdreich und große Erdmengen wurden ins Meer gespült.
Leidtragende sind die Irawadidelfine (Orcaella brevirostris), von denen dort 60-140 Individuen leben. Studien haben bereits gezeigt, dass dieser Lebensraum wichtig ist für ihre Nahrung und für ihre tägliche gezeitenabhängige Wanderung zwischen den oberen und unteren Teilen der Bucht.

Ebenfalls lebt eine der wenigen noch vorhandenen Populationen der Dugongs (Gabelschwanzseekühe), einer seltenen Seekuhart in Balikpapan Bay. Ihre Hauptnahrungsgründe sind die Seegraswiesen auf dem Meeresgrund. Auch sie sind durch die Palmölverarbeitung bedroht. Daneben fürchten die Umweltschützer um den Fortbestand der seltenen Grünen Meeresschildkröte (Chelonia mydas), deren Nistgebiete ebenfalls im höchsten Masse bedroht sind.

Wenn die Pflanzenölproduzenten ihre umweltschädigenden Aktivitäten in Balikpapan Bay fortführen, wird dieser artenreiche Lebensraum mit seinen wertvollen Korallenriffen und bedrohten Tierarten langfristig irreversibel zerstört werden.

In der Beschwerde gegen das Unternehmen PT MBA sind über ein Dutzend Verletzungen der Prinzipien und Kriterien des Runden Tischs für nachhaltiges Palmöl (RSPO) aufgeführt.
Die Unterzeichner verlangen vom RSPO, darauf hinzuwirken, dass alle Aktivitäten umgehend eingestellt werden – bis alle offenen Fragen geklärt und eine Einigung über eine umweltverträgliche Lösung erzielt wird.

Diese Beschwerde ist ein erneuter Aufruf an den RSPO, gegen dessen Prinzipien und Kriterien die Unternehmen mit dem Bau der Pflanzenöllager und Raffinerien verstoßen.
Lars Gorschlüter, Vorstand des SAVE Wildlife Conservation Fund, warnt: „Wenn RSPO-Maßstäbe nicht verbindlich für seine Mitglieder sind, wenn hoch schützenswerte Wälder zerstört werden können, weil sie Pflanzenölraffinerien weichen müssen, welche Verbindlichkeit haben dann überhaupt noch die Nachhaltigkeitskriterien des RSPO?“

Weiterhin verlangte die Gruppe, dass die Einhaltung der Kriterien unverzüglich eingefordert werden solle, damit sich der peinliche Fall von Muara Tae nicht wiederhole. In diesem Fall zogen sich die zähen Verhandlungen zwischen den Beschwerdeführern, dem RSPO und dem RSPO- Mitglied First Resources Ltd of Singapore so lange hin, dass die wertvollen Wälder schon längst gerodet waren, als der RSPO nach zwei Jahren endlich einschreiten wollte.

SAVE ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich gezielt für die globale und nachhaltige Förderung des Artenschutzes einsetzt

Kontakt:
SAVE Wildlife Conservation Fund
Lars Gorschlüter
Dieselstr. 70
42489 Wülfrath
02058 -78 82-20
l.gorschlueter@save-wildlife.com
http://www.save-wildlife.com